27. Januar – Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Was die gefangenen Menschen dort an Gräueltaten erleiden mussten, ist abscheulich und entsetzlich. In Ausschwitz sind zwischen März 1942 und November 1944 mehr als eine Millionen Menschen ermordet worden.

Der 27. Januar ist ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und erinnert an alle Opfer, die während dieses totalitären Regimes, verfolgt, gequält, ihren Rechten beraubt und getötet wurden. Dieser Tag ist nicht nur ein Tag der Erinnerung, sondern auch des Ermahnens zur Wachsamkeit für künftige Generationen.

Um diesem Teil der deutschen und esterweger Geschichte Rechnung zu tragen wurde am Rathaus in Esterwegen ein Gedenkstein zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Oberschule Esterwegen enthüllt.

Die Inschrift der Gedenktafel lautet:

 

IM STILLEN GEDENKEN

AN DIE IN DER ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS

INHAFTIERTEN, DEPORTIERTENUND ERMORDETEN MENSCHEN.

INSBESONDERE AN DIE ANGEHÖRIGEN

DER EINST IN ESTERWEGEN LEBENDEN JÜDISCHEN FAMILIE

EMILIE UND DAVID JACOBS.“

Geschichte der Familie Jacobs

In Esterwegen lebte einst die jüdische Familie der Eheleute Emilie und David Jacobs. Die Familie Jacobs bewohnte ein Haus in Esterwegen an der Hauptstr. 19. Auf dem Grundstück befindet sich heute das Autohaus Stürmeyer. Das Haus hatte David Jacobs von einem hiesigen Esterweger Bürger in den 1880er Jahren gekauft. Die 7 Kinder der Familie sind hier zwischen 1890 und 1901 geboren. Eine Tochter starb sehr früh, ein Sohn verstarb im I. Weltkrieg. Das damalige Haus der Jacobs stand noch bis vor wenigen Jahren an der Hauptstraße und ist 2018 einem Wohnhausbrand zum Opfer gefallen.

Bis in die 1930er Jahre lebten die Jacobs als Pferdehändlerfamilie hier am Ort, unbeschwert wie auch die anderen Bürger:innen Esterwegens.  Als die Nationalsozialisten unter Hitler die Macht ergriffen, änderte sich Vieles für jüdische Bewohner. So wurde 1939 das Vermögen, also das Haus der Familie Jacobs, arisiert und ihnen zwangsweise entzogen. Sie selbst verließen Esterwegen. 1941 begann die Deportation der Juden in Konzentrationslager. Ermittelt werden konnte, dass sie Ende 1941 von Werlte aus über Osnabrück nach Riga deportiert wurden und die noch lebendenden Angehörigen der Familie dort ums Leben kamen. Von Deutschland aus wurden fast 25.000 Juden nach Riga deportiert, die dort fast alle vom NS-Regime getötet wurden. Einer der Söhne kam im I. Weltkrieg im Kampf für sein Vaterland – für Deutschland – ums Leben. Schon eine Kuriosität, dass später seine Brüder nur aufgrund ihres jüdischen Glaubens vom NS-Regime getötet wurden.

Als 2014 das Heimatmuseum in Esterwegen eröffnet wurde, war dort ein Schrank ausgestellt mit dem Hinweis, dass dieser der damaligen Familie Jacobs gehörte. Frau Jacobs hatte diesen Schrank einer Bekannten geschenkt und so wurde dieser gut erhalten an das Museum weitergegeben.  Das war nun alles, was von der einstigen und auch einzigen jüdischen Familie in Esterwegen in Erinnerung geblieben war.  Ein stiller Zeuge in einem Museum.

Ansprache des Samtgemeindebürgermeisters

In seiner Ansprache begrüßte er die Schüler und Schülerinnen der Oberschule Esterwegen, sowie den Schulprojekt begleitenden Fachlehrer, Herr Kleine, und die Schulleitung, Frau Göhrs. Ihm sei es ein persönliches Anliegen, dass junge Menschen – eben Schüler:innen –  sich mit der Vergangenheit, mit unserer Geschichte auseinandersetzen.  „Wer Zukunft gestalten will, sollte die Vergangenheit kennen“

Ebenfalls begrüßte SGB Hüntelmann Vertreter von Kommunalpolitik und Verwaltung, Bürgermeister Heinz Thomes und Vertreter der Kirchengemeinden. Des Weiteren hieß er als wichtigen außerschulischen Bildungsträger Vertreter der Gedenkstätte der Emslandlager in Esterwegen willkommen. Zudem empfing Hüntelmann Vertreterinnen des Klosters der Franziskanerinnen in Esterwegen mit dem Auftrag, die Erinnerung „Gegen das Vergessen“ wach zu halten. Außerdem waren Vertreter von Vereinen sowie ein paar Privatpersonen (Heimatforscher H. Albers u. Schmees und H. Jansen vom Heimatverein), die eine enge Beziehung zum Thema „Gedenken und Erinnerung“ pflegen, anwesend.

SGB Hüntelmann erzählte die Geschichte der Familie Jacobs und verwies aus die Wichtigkeit, dass Geschichte nicht verstummt! Aus diesem Grund erinnere ab heute ein Gedenkstein mit einer Gedenktafel an exponierter Stelle beim Rathaus in Esterwegen an alle Verfolgten, Inhaftierten und Ermordeten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, insbesondere aber an das Schicksal der einst hier in Esterwegen lebenden jüdischen Familie Jacobs.

Enthüllung des Gedenksteins

Alle Anwesenden hielten eine Schweigeminute zur Erinnerung an die Opfer und an das was sie erleiden mussten.

Ansprache des Bürgermeisters

Bürgermeister Thomes bedankte sich bei den Schüler:innen, dem Fachleher und der Schulleitung, sowie der Samtgemeinde als Schulträger für dieses bedeutende Schülerprojekt. Es sei wichtig, die Erinnerung wach zu halten, dass sich derartiges Unrecht nie wiederhole. Gerade in der heutigen Zeit, in der populistisches rechtes Gedankengut wieder die Runde mache, sollten sich alle Bürger:innen als Demokraten zu Freiheit, Toleranz, gegen Ausgrenzung und für eine offene Gesellschaft bekennen und ein öffentliches Zeichen setzen. Das stärkste Mittel gegen Populismus sei die Bildung.

Ebenfalls bedankte er sich bei dem gemeindeeigenen Bauhof für die Hilfe beim Aufstellen des Gedenksteins.

Vortrag eines Gedichts der Schüler:innen

                     

                     Errichtung einer Stele in Gedenken an die jüdische Familie Jacobs in Esterwegen

 

Gruppenbild mit den Schüler:innen

ganz links Fachlehrer Kleine, Erwachsene beim Stein von links BM. H. Thomes, SGB C. Hüntelmann, Heinrich Albers (Heimatforscher) und Hans Jansen (Heimatverein)